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Olympische Spiele

Ein Olympisches Diplom und viel Erfahrung reicher

Endlich waren sie da: COVID-geschuldet mit einem Jahr Verspätung, wurde mein Kindheitstraum wahr. Fünf Jahre lang hatte ich minutiös auf diesen Wettkampf hingearbeitet und in der Startrunde konnte ich zeigen, dass Entbehrungen, Schweiss und Schmerzen nicht umsonst gewesen waren. Mit einem ungefährdeten Sieg gegen den jungen Algerier Fateh Benferdjallah bewies ich: Ich war ready! Doch leider meinte es das Los nicht gerade gut mit mir, wartete in der nächsten Runde mit Hassan Yazdani aus dem Iran die Weltnummer 1 und damit der grösstmögliche Brocken. Und es zeigte sich, dass mein Weg bis ganz an die Weltspitze noch weit ist. Nach überraschendem Beginn und einer 1:0 Führung, drehte der Mann aus dem Nahen Osten so richtig auf und konnte den Kampf vorzeitig durch technische Überlegenheit für sich entscheiden.

Doch das sollte es noch nicht gewesen sein. Weil sich Yazdani auch im Halbfinal souverän durchsetzte, winkte in der Hoffnungsrunde gegen den Usbeken Javrail Shapiev nochmals eine Chance, um mit einem Sieg doch noch um Bronze zu ringen. Leider reichte es dort aber nicht ganz. In einem knappen Kampf musste ich eine nicht unumstrittene NIederlage nach Punkten eingestehen und so mein olympisches Abenteuer beenden.

Das Diplom als Ansporn

Klar, die Medaillenränge waren das formulierte Ziel. Doch mit etwas Abstand betrachtet, bin ich mit dem gezeigten zufrieden. In einer Disziplin, in welcher sich nur ganz selten Schweizer Athleten überhaupt für Olympische Spiele qualifizieren, ist ein Diplomrang allemal mehr als ein Achtungserfolg. Allen Emotionen zum Trotz richte ich meinen Blick bereits vorwärts: In Paris 2024 soll das Podest her!

Ein Rückblick auf 2020

In meinem Alltag orientiert sich vieles an Plänen. Training, Ernährung, Reisen, Turniere und und und. Man legt sich eine Route zurecht, verfolgt diese und vertraut, dass diese die richtige ist. Was wir aber im vergangenen Jahr erlebt haben, hat alles in den Schatten gestellt. Das Coronavirus hat nicht nur grosses Leid viel Unsicherheit über die ganze Welt gebracht, sondern auch so manchen Plan über den Haufen geworfen.

Zwar war bleibe ich und mein direktes Umfeld von gesundheitlichen Problemen in diesem Zusammenhang bis jetzt verschont, aber trotzdem ist mein 2020 komplett anders verlaufen, als ich dies noch vor 12 Monaten skizziert hatte. Die tiefgreifendste Änderung war sicher die Verschiebung der Olympischen Spiele. Aber auch so manches internationales Turnier, Lehrgänge, Trainingslager und selbst die Mannschaftsmeisterschaft mussten umorganisisert werden.

Doch der Reihe nach. Mit dem 3. Platz am GP von Frankreich startete ich im Januar gut. So konnte es weitergehen, dachte man. Doch schon bald zeigte sich, dass dies nicht so sein wird. Mit einer Nackenverletzung musste ich auf die EM verzichten, durfte aber live dabei sein, wie mein Trainingspartner und Freund Sämi Scherrer sich seine Medaille sichern konnte.

Kaum zurück auf der Matte kam dann der Lockdown. Trainingseinrichtungen geschlossen, alle Pläne dahin. Wieder neu organisieren, neue Möglichkeiten suchen. Mit einigen Kniffen und dank meinem breiten Unterstützungsnetzwerk ,konnte ich aber trotzdem fast perfekt trainieren um für Tokio bereit zu sein. Und auch dies, so wurde bald klar, sollte hinfällig werden. Bereits im März wurde die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 Tatsache. Natürlich war ich unglaublich erleichtert, als wenig später bekannt wurde, dass die Quotenplätze bestehen bleiben und ich so meine Qualifikation weiter in der Tasche hatte.

Die Monate darauf hatten wieder so manche Überraschung für mich bereit. Und nicht nur angenehme. Eine Mandel-OP, eine gebrochene Hand, ein Rippenbruch, aber auch die Anstellung als Zeitmilitär-Spitzensportler folgten.

Auch die Mannschaftsmeisterschaft ging dann im September dezimiert und unter Einhaltung strikter Sicherheitskonzepte los, wurde dann bald aber wieder unterbrochen. Zum Glück konnten wir diese aber nicht nur abschliessen, sondern auch erfolgreich unseren Titel verteidigen.

Nach einigen Tagen Pause über die Festtage geht es nun darum, meine Pläne für das kommende Jahr umzusetzen. Ich starte mit einem Trainingslager in Moldawien und dem GP von Frankreich in Nizza. Erster Höhepunkt wird dann die EM in Polen sein. Danach geht der Fokus voll in Richtung Tokio.

Viel mehr will ich im Moment auch gar noch nicht sagen. Wer weiss, wie’s dann kommt…

2020 war sicher ein schwieriges Jahr. Aber ich sehe es positiv.!An den ständig ändernden Bedingungen und den gesundheitlichen Rückschlägen bin ich mental weiter gewachsen. Auch auf der Matte geht nicht immer alles nach Plan und ich muss schnell eine neue, hoffentlich richtige, Entscheidung treffen. Dadurch ist 2020 kein verlorenes , sondern ein zusätzliches Jahr. Mehr Training, mehr Erfahrung, mehr Reife. So, dass ich im August in Japan auf’s Ganze gehen kann.